
Das Rezept für die richtige Auswahl deiner Becken
Serie: Entdecke die Schätze im Frachtraum deines E-Drum-Moduls
Praxisnah und auf den Punkt erklärt:
- Cymbals als Crew: jedes Becken hat eine bestimmte Aufgabe – und muss den anderen Crew-Mitgliedern zuspielen…
- Beckensound als Teil des Musikstils: darum gibt es so viele verschiedene Klang-Charaktäre
- 4 Zutaten und ein Geheimzusatz: mit diesem Rezept bereitest du einen herausragenden unverwechselbaren Sound!
Dein E-Drum Modul hat, je nach Modell, einen teilweise ziemlich großen Fundus an Cymbals (Becken) an Bord. Damit hast du gegenüber dem A-Drummer einen Vorteil, denn der A-Drummer muss für jedes Cymbal Geld auf den Tisch legen.
Die Auswahl der Cymbals hat großen Einfluss auf den Sound des Kits. Der scheinbare Vorteil einer großen Auswahl im E-Modul oder im Laden birgt daher auch die Gefahr, Mist zu bauen.
Solange dir nämlich die Zusammenhänge nicht klar sind, kannst du weder passende Sounds auswählen und klanglich richtig bearbeiten, noch einen unpassenden, womöglich geradezu störenden Sound identifizieren.
Im besten Fall stört es dich nicht weiter, dass dein Sound insgesamt unteroptimiert ist und du verpasst, das klangliche Potenzial deiner E-Drums zu nutzen – und zu genießen.
Wahrscheinlicher ist aber, dass du dieses Gefühl nicht loswirst, dass irgendetwas komisch klingt, ohne dass du etwas dagegen machen kannst. Wenn du Glück hast, klingt es besser mit anderen Cymbals – aber willst du dich wirklich nur auf dein Glück verlassen?
Besser ist es, die Grundlagen zu kennen und genau zu wissen, warum du welche Becken benutzt.
Hier kommt ein Rezept aus 5 Zutaten, mit dem du ab jetzt immer in der Lage bist, deine Beckensounds auf dein Drumkit abzustimmen. Und wie bei jedem Rezept gilt: üben, bis es ohne Anleitung gelingt – und dann noch deine persönliche Note einbringen.
Das wird leckerer als jedes Bordmenü!
Zutat Nummer 1: Stelle deine Cymbals als Crew zusammen
Eine Crew besteht bekanntlich aus mehreren Mitgliedern, die gemeinsam an einer Aufgabe arbeiten; jedes einzelne Mitglied der Crew übernimmt dabei einen bestimmten Teilbereich der Aufgabe. Die Basis-Crew besteht aus den Mitgliedern, die mindestens erforderlich sind, um die Aufgabe zu erfüllen.
An einem Standard-Schlagzeug besteht die Basis-Crew der Becken aus folgenden Instrumenten.
- Hi-Hat (als Beckenpaar)
- Crash
- Ride.
Mit diesen drei Cymbal-Typen kannst du alles abdecken, was in den gängigen Musikstilen erforderlich ist – sei es Pop, Rock, Blues, Jazz, Soul, Hip Hop, Metal, R&B …
Aus diesem Grund ist genau diese Basis-Crew auch Bestandteil jedes Einsteigersets, das dir alle Komponenten bieten soll, die du mindestens benötigst, um ohne Einschränkungen Schlagzeug spielen zu können.
Bei E-Drums hast du zudem den Vorteil, dass du aus jeder Instrumenten-Kategorie aus mehreren Instrumentensounds wählen kannst. Wichtig ist lediglich, dass du über genügend Pads für mindestens ein Crash, ein Ride und natürlich die Hi-Hat verfügst.
Schauen wir uns die einzelnen Typen näher an.
Hi-Hat(s)
Mit „Hi-Hat“ bezeichnet man sowohl das Stativ, auf dem die Hi-Hat-Becken befestigt sind, als auch die Hi-Hat-Becken selbst. Da die Becken als Paar auftreten, spricht man auch von den Hi-Hats (also im Plural), wenn die Becken gemeint sind.

Hauptaufgabe der Hi-Hat: Rhythmische Stabilität erzeugen
In den allermeisten Fällen wird auf der Hi-Hat ein sog. Ostinato gespielt, das ist eine rhythmische Phrase, die sich mehr oder weniger stoisch wiederholt. Das sorgt einerseits dafür, dass die Unterteilung des Rhythmus hervorgehoben wird; andererseits können sich die anderen Parteien (du selbst mit den anderen Instrumenten am Set und/oder andere Bandmitglieder mit ihren Instrumenten) sehr gut am Ostinato orientieren.
„Flug auf Sicht“, wenn du nur die Hi-Hats zur Verfügung hast
Das ist zugegeben eine Ausnahmesituation eher hypothetischer Natur: du kannst notfalls auch klarkommen, wenn du keine Cymbals außer der Hi-Hat zur Verfügung hast. Mit der Hi-Hat kannst du die Rhythmen leise spielen (mit Closed Hi-Hat), oder laut (mit Half-Open Hi-Hat). Du kannst aber auch mittellaute und laute Akzente setzen, die du ausklingen lässt oder per Fußpedal in rhythmischen Kontext bringen kannst (mit Open Hi-Hat).
Mit anderen Worten: die Hi-Hat ist ein sehr vielseitiges Instrument, mit dem du dein Spiel auf unterschiedliche Art bereichern kannst.
Crash

Auch, wenn „Crash“ der Name eines bestimmten Beckentyps ist, kannst du auch andere Typen von Becken in eine Kategorie einordnen, die du „Crash“ nennst – nämlich dann, wenn die anderen Typen dieselbe Aufgabe haben wie die Crash-Cymbals.
Hauptaufgabe der Crashes: Akzente setzen
Mit Crashes erzeugst du Akzente, um zum Beispiel den Beginn eines neuen Song-Abschnitts zu unterstreichen. Crashes werden gerne zusammen mit der Bass Drum gespielt, da sie klanglich einander optimal ergänzen (Bass Drum in den tiefen, Crashes in den hohen Frequenzen).
Für rhythmisches Spiel sind Crashes nicht so gut geeignet. Sie erzeugen beim Schwingen ein Grundrauschen, das den Stockanschlag übertönt. Das macht es schwierig, eine rhythmische Orientierung zu gewinnen.
Größe und Dicke bestimmen den Ausklang
Je größer und dicker ein Crash Cymbal ist, desto länger dauert es, bis es ausgeklungen ist.
Wenn dein Akzent also wuchtig sein soll, spiele ein großes bzw. dickes Crash; soll der Akzent fein sein und schnell verklingen, wähle ein kleines dünnes Cymbal.
Wenn du nur ein einziges Crash zur Verfügung haben kannst, wähle ein nicht zu dickes Standard-Crash mit 16“ Durchmesser für einen guten Ausgangspunkt zwischen wuchtigen und feinen Akzenten.


Andere Becken der Kategorie „Crash“
Für feine Akzente gibt es die Splashes, das sind sehr dünne und kleine Cymbals (am häufigsten in 8“, 10“ oder 12“ Durchmesser). Für kräftige Sounds sind Chinas sehr interessant (häufig in Durchmessern von 18“ bis 24“, als kurzer Effekt auch in kleineren Durchmessern). Chinas (auch China Type genannt) haben einen sehr charakteristischen Sound.
Für einen klaren glockenähnlichen Sound, der lange ausklingt, gibt es die Bells (Bell = Glocke).
Die Hersteller setzen ihre individuellen Ansätze und Ideen für alle Kategorien von Cymbals um. Daher gibt es neben den genannten (Splash, China, Bell) noch eine Reihe weiterer Beckentypen – von exotisch (z.B. Trash aus mehreren übereinander gelegten Cymbals) bis kurios (etwa eckige oder durchlöcherte Becken).
Für dich ist letztlich wichtig zu prüfen, ob ein Cymbal die Kategorie bedient, in der du suchst.
Ride
Das Ride Cymbal ist ein perfekter Gegenpart zur Hi-Hat. Interessanterweise gibt es Stile, in denen ein Ride praktisch nicht vorkommt (Reggae), während es woanders absolut elementar ist (Swing). Dazwischen bewegt sich das Ride je nach Stil auf unterschiedlichen Ebenen der Wichtigkeit. Normalerweise kommt das Ride genau einmal am Set vor – und ja, du solltest eines haben.
Hauptaufgabe des Ride-Beckens
Mit dem Ride erzeugst du rhythmische Stabilität, rhythmische Akzente und darüber hinaus ein (mehr oder weniger) überlagerndes Grundrauschen, das den Gesamtsound deines Sets (oder sogar der Band!) beeinflusst und „zusammenschweißen“ kann.
Damit eignet sich das Ride perfekt für lautere Stellen im Song, etwa den Chorus oder ein Gitarrensolo. Es hebt das Soundlevel an und fungiert gleichzeitig als rhythmischer Orientierungspunkt.

dicker als Crashes
Ride-Kuppe (Bell) für rhythmische Akzente
Die Kuppe ist, je nach Cymbal, unterschiedlich stark in der Wirkung. Sie erzeugt einen glockenklaren Klang, der sich gut durchsetzt und als relativ kurzer Sound wirkt. Daher wird die Kuppe gerne genutzt, um im Rhythmus Akzente zu setzen (anders als beim Crash, bei dem es eher um einzelne Akzente unabhängig vom Rhythmus geht).
Manche Rides haben extra dafür eine geradezu monströse Kuppe (Bell Ride), andere gar keine (Flat Ride).
Ride-Edge für einzelne wuchtige Akzente
Ride-Becken sind eher dick und haben eine relativ große Masse. Spielst du ein Ride wie ein Crash, d.h., schlägst du es kräftig am Rand (Edge) an, dann bekommst du einen sehr mächtigen Crash Sound, der lange ausklingt und unkontrolliert wirken kann. Es hängt sehr vom einzelnen Ride-Becken ab, wie gut es sich auch für Crash-Akzente nutzen lässt.
Zutat Nummer 2: Bringe dein Beckenset in Einklang – entweder mit dem Musikstil, oder…
Lass uns deinen Sound zunächst aus der Perspektive des Musikstils betrachten.
Wie so oft gilt: es gibt keine klaren Regeln, dafür aber bewährte Methoden. Einen feinen Stil mit extra schweren Becken zu bespielen, hat wenig Sinn. So ist zum Beispiel ein Jazz-Trio mit Flügel und akustischem Bass grundsätzlich eine relativ leise Angelegenheit. Du passt als Drummer am besten hinein, wenn du nicht nur selbst leise spielst, sondern auch dünne Cymbals benutzt, die sich nicht aufdrängen.
Mit demselben Cymbalset wirst du in einer Rockband dagegen wenig Chancen haben, dich durchzusetzen. Logisch, oder?
Je besser du dir also im Klaren darüber bist, was du als Drummer machen möchtest (Stichwort Positionierung!), desto gezielter kannst du deine Becken aussuchen. Tip: nutze das Internet, um zu sehen und zu hören, was welche Drummer in welchen Bands an Becken benutzen. Achte auf die Anzahl der Cymbals, das Verhältnis zum Drumset und zur Band (Menge, Größe, Lautstärke).
Höre dir deine Lieblings-Musikgeschichte(n) an – und erzähle sie auf deine Weise nach
Nicht nur Bands und Musiker, sondern auch die bedeutenden Cymbal-Hersteller haben mit ihren verschiedenen Serien dazu beigetragen, ganze Musikstile zu prägen, seit sich diese vielfältig entwickelt haben.
So ist etwa die Serie 2002 von Paiste aufgrund ihres Sounds und ihrer Durchsetzungsfähigkeit eng mit der Rockmusik der 1970er Jahre verbunden. Für feinen Jazz sind sie dagegen keine gute Wahl, da sie aufgrund ihrer Dicke laut gespielt werden wollen, um ihren Klang voll entfalten zu können. Dafür gibt es andere Serien wie die Formula 602, die besonders dünne Cymbals bietet.
Es lohnt sich also, den Sound deiner Lieblingsdrummer und der Bands, in denen sie spielen, genauer unter die Lupe zu nehmen. Du kannst dabei eine Menge lernen und auf deinen eigenen Sound übertragen.
Das gilt natürlich nicht nur für spezielle Modelle ausgesuchter Hersteller, sondern vor allem für die Frage, wie viele Cymbals welcher Art bevorzugt benutzt werden.
Das wird dir sehr dabei helfen, einen passenden Sound für jedes Pad zu wählen, das du über das Standard-Set hinaus (Hi-Hats, 1 Crash, 1 Ride) zur Verfügung hast. Denke daran, dass du als E-Drummer den Vorteil hast, aus einer ganzen Sammlung von Beckensounds wählen zu können (für die der A-Drummer irre viel Geld hinblättern müsste).
Wenn du jetzt noch das hier auf dem Schirm behältst, startest du soundmäßig voll durch
Es liegt auf der Hand: dein Trommelset sollte natürlich ebenfalls abgestimmt sein! Wie bei den Cymbals üben sowohl Größe, als auch Wahl und Stimmung der Felle einen erheblichen Einfluss auf den Sound und die Lautstärke der Drums aus.
Wiederum bist du etwa für das Jazz-Trio mit kleinen hochgestimmten Toms besser bedient, während der fette 70er-Rock nach großen tiefen und volminösen Trommeln ruft.
Auch, wenn du die Lautstärke am E-Set technisch anpassen kannst, wird ein tiefgestimmter Sound einer großen Trommel natürlich mächtiger wirken als ein kurzer hoher Sound eines kleinen Toms.
Moment mal!
was machst du eigentlich, wenn es gar nicht um einen bestimmten Musikstil geht?
Mit diesen drei Perspektiven findest du den perfekten Ansatz, deinen Sound anzupeilen
Wir sprechen in diesem Artikel vorrangig über deine Beckensounds. Das bedeutet aber nicht, dass diese an erster Stelle stehen. Als E-Drummer hast du den Vorteil, dass du bequem zwischen verschiedenen Ausgangspunkten hin- und herschalten kannst.
Du kannst den Aufbau deines Drumsounds also aus folgenden Perspektiven angehen:
- Du stimmst Drumsounds und Beckensounds auf einen bestimmten Musikstil ab
- Du hast bereits einen tollen Sound der Trommeln gefunden und passt nun die Cymbals an
- Du hast bereits deine Cymbals zusammengestellt und passt jetzt den Sound der Drums an.
Wähle die Perspektive, die für dich am besten passt, um dir Klarheit darüber zu verschaffen, wohin deine Soundreise überhaupt geht.
Damit kommen wir zur nächsten Zutat, nämlich
Zutat Nummer 3: Stimme deine Cymbals untereinander ab
Es bleibt eine Frage des Geschmacks: Ist dein Beckenset eine wilde Zusammenstellung verschiedener Hersteller und Typen, oder folgen deine Cymbals einem roten Soundfaden, da sie aus derselben Serie desselben Herstellers stammen?
Es kann hier natürlich keine klaren Regeln geben. Du weißt aber jetzt um die Eigenschaften von Cymbals und um die Rolle, die sie spielen. Daher ist dir auch klar, dass es grundsätzlich nicht viel Sinn haben dürfte, etwa ein dünnes jazziges Crash mit einem riesigen Power Crash zu kombinieren.
Wenn du neu im Thema bist, dann mache es dir für den Einstieg möglichst einfach:
- Wähle einen renommierten Hersteller (der Name des Cymbals in der Soundbank deines E-Drum-Moduls lässt oft auf die Herkunft schließen, etwa „ZD18Cr“ für „Zildjian Crash mit 18“ Durchmesser).
- Wähle eine bekannte und eher hochwertige Serie. Je deutlicher es in Richtung Einsteigerserie geht, desto geringer sind die Unterschiede der Hersteller untereinander: allen ist gemein, dass die kostengünstige Produktion leider keine feinen Entfaltungen des Sounds zulässt.
- Wenn aus dem Namen des Sounds keine sinnvolle Information hervorgeht, dann nutze diesen Umstand, um dein Gehör zu schulen. Klingt der einzelne Sound definiert und klar? Und passt er zu anderen Sounds?
- Wenn möglich, stelle Sounds aus derselben Serie desselben Herstellers zusammen. Zum Beispiel ist die Kombination eines 14“-, eines 16“ und eines 18“-Crashs derselben Serie/desselben Modells bei renommierten Herstellern wie Paiste, Zidjian oder Sabian praktisch ein Selbstgänger. Es wird gut und stimmig klingen.
Auf deiner soliden Basis kannst du besser experimentieren
Mit einem stimmigen Standard-Beckenset kannst du dich nun an die Erweiterung machen. Probiere exotische Sounds aus, etwa sehr kleine Chinas, Cymbals mit Nieten, Becken, die extra rauschig sind oder extra lange klingen, besonders tief sind und oder die akustische Norm brechen. (Manche E-Drum-Module errechnen dir zum Beispiel ein Ride Cymbal mit einem Durchmesser von 40“. Als akustisches Ride praktisch unmöglich.)
Mit dieser Herangehensweise wirst du Erfahrungen sammeln, die dir die Beurteilung eines „Patchwork“-Beckensets mit unterschiedlichen Modellen verschiedener Hersteller sehr erleichtern werden.
Zutat Nummer 4: Setze deine Cymbals richtig ein
Unter den Toningenieuren in den Aufnahme-Studios gibt es einen Grundsatz:
„Wenn es nicht richtig klingen will, tausche zuerst den Musiker – nicht das Instrument!“
DIe tollsten Sounds der teuersten Becken bringen nämlich nicht viel, wenn sie nicht richtig eingesetzt werden. Du solltest als Drummer schon wissen, was du tust – nicht nur im Studio.
ACHTUNG! Das heißt NICHT, dass du virtuoses Können an den Tag legen musst, um ein guter Drummer zu sein!
Es bedeutet lediglich, dass du dir genau darüber im Klaren sein solltest, was du kannst, was du nicht kannst, was du willst und was nicht.
Wie schon bei der Auswahl der richtigen Cymbal-Sounds ist es es eine gute Idee, auf Bewährtes zurückzugreifen, um ein stimmiges Ergebnis zu erzielen (mit anderen Worten: um gut zu klingen).
Wenn du alleine vor dich hin trommelst, hast du natürlich geradezu Narrenfreiheit, weil du mit keinem Bandmitglied interagieren musst. Daher konzentrieren wir uns auf die Situation, ein Musikstück mit der Band oder zu einem Play-Along zu spielen.
Orientiere dich an der Song-Struktur
Du kannst die Cymbals wunderbar dazu benutzen, den Song in seine Bestandteile zu zerlegen! Stellen wir uns einen „handelsüblichen“ Song vor. Dieser hat mehrere Teile mit unterschiedlicher Funktion und Wirkung:
Intro mit einem markanten Riff oder einer markanten Melodie
Wenn die Band ein lautes Intro spielt und/oder lange Noten vorkommen, kannst du das Ostinato passenderweise auf das Ride verlagern. Als Beispiel sei „The Hounds Of Winter“ von Sting genannt. Es wird nichts aufwendiges auf dem Ride gespielt, aber es schweißt das Soundgefüge mit den Keyboard-Fläschen schön zusammen.
Im folgenden Video einer Cover-Band kannst du gut sehen und hören, was der Drummer wo macht und wie er auf die verschiedenen Songteile mit den Cymbals einwirkt. (Setze einen halbwegs guten Kopfhörer auf.)
Arvid Filipsson and Sting Tribute Band Skurups at folkhögskola 2015
Strophe, manchmal mit B-Teil (Bridge) zum Chorus
In der Strophe wird Text vermittelt oder eine Melodie (das Thema) vorgetragen. Diese wichtigen Komponenten brauchen Platz und Freiraum im Song, daher wird die Band in der Regel während der Strophe leiser und mit kürzeren Noten spielen. Das kannst du mit der Closed Hi-Hat und einem (relativ) sparsamen Groove perfekt unterstützen.
Chorus
Der Chorus ist der klassische Teil, an dem ein Song wiedererkannt wird. Er verfügt über weniger Text als die Strophen und für die Hit-Tauglichkeit ist es von Vorteil, wenn der (mehrmals wiederholte) Chorus leicht zu merken und nachzusingen ist.
Da sich der Chorus von der Strophe stark unterscheiden sollte, ist es grundsätzlich eine gute Idee, der mit der Closed Hi-Hat gespielten Strophe einen Chorus entgegenzusetzen, den du mit dem Ride oder der Open Hi-Hat spielst.
Beispiel: „Wheel In The Sky“ von Journey, ein Rock-Klassiker von 1978
Coda (auch C-Teil genannt) und/oder Solo
Die Coda wird im Song gerne genutzt, um den Inhalt des Textes zusammenzufassen, die Moral zu vermitteln oder eine unerwartete Wendung herbeizurufen. Das kann entweder extra leise oder extra laut passieren. Vielleicht kommt auch jetzt ein besonders „zickiger“ Rhythmus zum Tragen oder der Rhythmus bricht völlig ein. Höre genau hin, was der Song an dieser Stelle macht und setze deine Cymbals entsprechend ein.
Für ein Solo (egal, ob Gitarre, Saxophon oder Keyboards) wird oft einer der vorigen Songteile als Begleitung herangezogen. Der Hörer soll sich auf das Solo konzentrieren und kennt den Songteil bereits. Daher ist es normalerweise nicht angezeigt, den Songteil plötzlich anders zu spielen als vorher.
Läuft also etwa das Solo über sie Strophe und du hast in der Strophe Closed Hi-Hat gespielt, dann ist es vielleicht besser, dabei zu bleiben und im Solo nicht auf das Ride zu wechseln. Solche Entscheidungen prägen deinen Stil mit, also triff sie bewusst.
Orientiere dich an deinen Musikern
Die Struktur ist natürlich nur eine von mehreren Lotsen durch den Song. Es gibt haufenweise Extra-Stellen, Akzente, Freiraum für Improvisationen usw.
Daher ist es ebenso wichtig, auf solche Stellen zu achten und sich auf den Schirm zu holen, was die Kollegen machen. Spielt die Band etwa kurze Akzente in einem prägnanten Riff, dann kannst du diese Akzente etwa durch das schnelle Abdämpfen von Crashes unterstreichen. (Die meisten E-Drums unterstützen diese sog. „Choke“ Funktion: spiele das Becken an und drücke gleich darauf mit Daumen auf der Oberseite und den übrigen Fingern auf der Unterseite des Beckenrandes den Sound ab.)
Das Intro von „Eye Of The Tiger“ von Survivor ist ein berühmtes Paradebeispiel für diese Situation. Zuerst werden die Crashes abgedämpft, am Ende des Riffs jedoch klingen sie aus, was das Riff geradezu explodieren lässt. Großartiger Effekt mit einfachsten Mitteln!
Egal, wie die Situation ist: höre genau hin, überlege dir, welches Becken wie gespielt in die Situation passt und setze so deine Cymbals gezielt ein.
Im Grunde ganz einfach 😉
Der Geheimzusatz: So hebst du dich ab und gibst dem Sound deine Signatur
Für manche Bereiche gibt es klare Gesetze. Wenn du eine Brücke baust, ohne die Gesetze der Statik zu beachten, wird die Brücke einstürzen. Da gibt es keinen Spielraum.
Wenn die Gesetze aber nicht in Stein gemeißelt sind, dann entwickeln sich Methoden, die in der Praxis einfach gut funktionieren. Wenn sich etwas bewährt hat, dann wird immer wieder darauf zurückgegriffen. Die vier Zutaten eines guten Beckensounds sind allesamt keinen Gesetzen untergeordnet, sondern haben sich bewährt.
Das ist deine Chance, einen eigenen Sound zu entwickeln!
Da du die bewährten Methoden jetzt kennst, solltest du bewusst damit umgehen – und das bezieht auch ein, bewusst eine bewährte Methode eben nicht anzuwenden. Probiere es in jedem Bereich aus. Wie wäre ein Beckenset nur aus Splashes? Warum nicht zwei Rides oder die Ride-Funktion dem China übereignen? Lasse dich auf solche Gedanken ein und probiere es aus!
Du hast durch die Auswahl an Sounds, die dein E-Drum Modul dir bietet, einen riesigen Vorteil! Denn du bist nicht nur auf die Beckensounds beschränkt, sondern kannst in der Percussion-Sektion, bei den Effekt-Sounds und ggf. mit eigenen Samples einen völlig anderen Sound-Kurs fliegen – und damit trotzdem (oder gerade deswegen!) der Musik dienlich sein.
Brich allerdings nicht alle Regeln auf einmal. Wenn du den gewohnten Korridor zu weit verlässt, läufst du Gefahr, ganz vom Weg abzukommen. Dein Publikum und auch deine Bandmitglieder sollten „an Bord bleiben“ können.
Fazit
Nie mehr Probleme mit dem Beckensound! Vier Grundzutaten verhelfen dir als A- und E-Drummer zu einem stimmigen Klang deines Cymbal-Sets. Übe damit, um die Zutaten zu einem Rezept zu verarbeiten, mit dem du in Zukunft problemlos einen hohen Sound- und Spiel-Standard mit deinen Becken servierst.
Füge dem Grundrezept die Geheimzutat hinzu und schaffe deinen eigenen Cymbalsound, der in höheren Sphären schwebt!