Vielleicht hast du folgende Szene schon einmal selbst durchgemacht: du bist im Laden, um Tuchfühlung aufzunehmen und dir die Instrumente dort einmal näher anzuschauen. Möglicherweise bist du auch genau in diesem Laden, weil genau dieser Laden zum Beispiel genau dieses Schlagzeug da stehen hat, das es dir schon seit längerem angetan hat.

Und da steht es, in all seiner Pracht. Die Oberfläche mutet edel an, die verchromte Hardware glänzt, die Becken schimmern. Du möchtest dich an das Schlagzeug setzen und spielen. Es auf dich einwirken lassen. Es scheint dich geradezu zu rufen: “Komm, setz’ dich zu mir, wir haben Spaß!”

Jetzt gibt es Problem: du musst erst einen Verkäufer finden und ansprechen, um ihn mit den Worten, “Hallo, ich interessiere mich für dieses Set da drüben” dazu zu bringen, mit dir zu dem Set zu gehen und dich spielen zu lassen.

Und auf dem Weg dorthin merkst du, wie dir plötzlich die Düse geht. Denn wenn du gleich spielst – dann spielst du vor Publikum! Da mögen andere Kunden im Laden sein; aber vor allem ist da der Verkäufer – ein Profi! Wenn du als Hobbyist dich gleich an das begehrenswerte Schlagzeug setzt, dann ist egal, was du tust – du kannst dich vor dem Verkäufer nur blamieren! BITTE, DIE ERDE TUE SICH AUF UND VERSCHLINGE MICH! (Oder, noch besser, den Verkäufer…)

Kommt dir bekannt vor? Dann lies jetzt weiter, damit du erfährst,

  • warum es egal ist, wie gut du spielst
  • wie du den Verkäufer zu deinem Freund machst
  • wie dir dein Gehirn einen Streich spielt, indem es Konkurrenzdenken zulässt

Warum der Gedanke “Ich bin nicht gut genug” eine gefährliche Hirn-Turbulenz ist, und wie du diese unbeschadet überstehst

Der Gedanke, nicht gut genug zu sein – und mehr noch das damit verbundene Gefühl – taucht in fast jeder Situation auf, in der du auf vermeintliche Konkurrenz triffst. Wir Menschen neigen dazu, uns ständig mit Anderen zu messen – selbst (oder gerade dann), wenn wir sie nicht kennen und wahrscheinlich auch niemals wiedersehen werden.

Unbewusst geht es uns darum, bei dieser Messung besser abzuschließen als der Andere – nämlich, um vor sich selbst nicht zu versagen. Das heißt natürlich auch, dass jeder im Laden sich unbewusst mit dir misst! Ob dieser Messvorgang für negative Gedanken bzw. Gefühle sorgt, ist das letztlich eine Frage des Selbstbewusstseins und hat konkret gar nichts mit dem Können zu tun.

Und genau da liegt die Gefahr: selbst, wenn der Andere in einer bestimmten Situation “besser” sein sollte als du (etwa, weil du gerade angefangen hast, Schlagzeug zu spielen, während der Andere schon seit vielen Jahren regelmäßig spielt), spielt das zwar für die Situation keine Rolle – wohl aber für dein Selbstbewusstsein: du fühlst dich unterlegen und in deinem Ansatz, du seist nicht “gut genug”, bestätigt.

Ich nenne diesen Mechanismus “Hirn-Turbulenz”, weil er dich nur allzu leicht durchschütteln und vom Himmel holen kann. Eben noch hattest du voller Neugier und Vorfreude den Laden betreten, und plötzlich bist du abgelenkt und unsicher.

Du tust also gut daran, auf solche Hirn-Turbulenzen vorbereitet zu sein und entsprechend zu reagieren. Die gute Nachricht: das ist nicht schwierig!

Mit diesen zwei Schritten bewahrst du deine Stabilität in einer Hirn-Turbulenz

Wenn du im Musikgeschäft merkst, dass dich der Gedanke beschleicht, du seist nicht gut genug, dann mache dir klar, dass das eine Illusion ist und die Bewertung bzw. der Vergleich mit anderen im Laden überhaupt keine Rolle spielt. Es geht hier nur um dich – du allein bist die Messlatte.

  1. Identifiziere eine Hirn-Turbulenz, indem du dir negative Gedanken und Gefühle bewusst machst und als natürlichen Mechanismus erkennst.
  2. Damit hast du die Handhabe, diesen Mechanismus (also die entlarvte Hirn-Turbulenz) bewusst zu ignorieren und dich gezielt auf dich selbst als einzig gültige Messlatte im Raum zu konzentrieren.

Degradiere also innerlich alle möglichen “Konkurrenten”, die in Form von anderen Kunden im Laden herumschleichen, zu unbedeutenden Lebewesen und fokussiere auf den Verkäufer. Wenn du ihn ebenfalls als Konkurrenten fürchtest, dann reicht es nicht, ihn zu degradieren. Im Gegenteil: du musst ihn innerlich befördern – mache ihn zu deinem zum besten Freund!

So machst du den Verkäufer zu deinem Freund

In der Regel genießt der Verkäufer von vornherein Profi-Status. Er muss Profi sein, sonst wäre er ja nicht der Verkäufer, oder?

Vorsicht. Denke daran, dass du es bist, der dem Verkäufer seinen Status gibt! Setze ihn nicht auf einen Thron. Respektiere ihn, aber schaue nicht zu weit zu ihm auf. Dein Ziel ist es, mit dem Verkäufer auf Augenhöhe zu sein. Und ein guter Verkäufer wird ebenfalls immer zusehen, dass er auf Augenhöhe mit dir kommt. Wie das bei Freunden eben üblich ist. Entsprechend solltest du strikt vermeiden, innerlich vor dem Verkäufer auf die Knie zu fallen. Denn da unten ist keine Augenhöhe möglich.

Der Verkäufer hat überhaupt kein Interesse daran, sich mit dir zu messen oder dich aufgrund deines Könnens zu bewerten. Er weiß, dass du deswegen nicht hier bist. Er hat Interesse daran, dich zum Kunden zu machen. Und wenn es ein guter Verkäufer ist, dann hat er Interesse daran, dir wirklich zu helfen, weil er genau weiß, dass du dann ein zufriedener Kunde bist. Und er weiß, dass du als zufriedener Kunde auch wiederkommst.

Diesen Umstand solltest du für dich nutzen. Je offener du bist (und dazu gehört auch, KEINEN einzigen Satz einzuleiten mit “Eigentlich bin ich ja viel zu schlecht…” “Ich kann das gar nicht…” “Ich habe ja überhaupt keine Ahnung…”), desto eher kann der Verkäufer deine Bedürfnisse erkennen und darauf eingehen. Er kann dir also besser helfen.

Glaube mir: das macht auch den Verkäufer zufrieden! Er ist ja keine Maschine mit der einprogrammierten Mission, dir um jeden Preis die Kohle rauszuquetschen.

Aber er wird sich gut fühlen, wenn er weiß, dass er dir geholfen hat, ein Produkt zu finden, dass deinen Wünschen und Bedürfnissen entspricht – was wiederum zur Folge hat, dass du sich gut fühlst.

Sei nicht unterwürfig, stelle dein Licht nicht unter den Scheffel. Vertraue dich dem Verkäufer an und lasse ihn wissen, wenn du dich gut und richtig behandelt fühlst.

Das heißt natürlich nicht, dass du ihm irgendetwas vormachen sollst, wenn es nicht stimmt. Wenn der Verkäufer offensichtlich gar kein Interesse an dir zeigt und du dich nicht gut aufgehoben fühlst – dann tappe nicht in die Falle zu denken, du seist „nicht gut genug“ für ihn!

Es gibt leider immer wieder Verkäufer, die nicht begriffen haben, dass zum Win-Win zwei Parteien gehören. Wenn du das spürst, dann handle, wie es dir entspricht. Setze dich mit dem Verkäufer auseinander – oder geh zu einem anderen Verkäufer oder sogar zu einem anderen Geschäft. Du bist immer gut genug, um als Kunde gebührlich behandelt zu werden!

Die drei Goldenen Regeln für ein gelungenes Geschäft

Je öfter du bereits Einkäufe getätigt hast und der Verkäufer und du euch kennt, desto flüssiger läuft jeder Deal. Die Gewichtung eines Ersatzfells für deine Snare gegenüber dem Neukauf eines ganzen Sets wird mit der Routine immer weniger bedeutend.

Als Neuling jedoch musst du erst einmal auf Tuchfühlung gehen: wie ist dein Gefühl, wie zielgerichtet kannst du den Verkäufer fragen, wie kompetent antwortet (oder besser: hilft) er dir?

Du kannst praktisch jedes Geschäft zu einem guten Abschluss bringen, wenn du die drei goldenen Regeln befolgst, um dich optimal vorzubereiten. Hier sind sie:

  1. Bevor du dich zu einem bestimmten Modell beraten lässt, kläre für dich, was du genau tun willst und sorge dafür, dass du das dem Verkäufer glasklar in einem kurzen Satz vermitteln kannst. Beispiel: „Ich möchte mir ein E-Drumset zulegen, mit dem ich möglichst wenig programmieren muss, das aber vom Spielgefühl gut genug ist, so dass ich mich als Drummer durch Üben verbessern kann.“
  2. Höre dir erst an, was der Verkäufer empfiehlt und hake nach, inwieweit die vorgestellten Modelle deinen Vorgaben entsprechen (im Beispiel: unkompliziert in der Bedienung (sparsame Ausstattung durchaus erlaubt) und hochwertige Triggertechnologie, die authentisches Spielgefühl erlaubt). Danach bringst du ggf. ein Set, das du dir vorher ausgeguckt hast, ins Spiel und gehst mit dem Verkäufer gemeinsam das Pro und Kontra dieses Sets durch (natürlich auch im Vergleich zu dem, was der Verkäufer dir vorgeschlagen hat).
  3. Höre immer auf deinen Bauch! Es kann genügend „Kopf-Gründe“ geben, die das vorgeschlagene Modell sehr sinnvoll erscheinen lassen. Wenn du aber das Gefühl nicht loswirst, dass das vorgeschlagene Modell für dich nicht passt – warum auch immer – dann lass‘ es, zumindest für jetzt! Nimm dir die Zeit, die Sache zu überdenken, wenn es nötig ist. Und achte in diesem Fall darauf, wie der Verkäufer reagiert. Er sollte Verständnis haben und als guter Verkäufer wissen, dass du trotzdem grundsätzlich nicht abgeneigt bist. Lasse dich nicht von der Reaktion des Verkäufers beeinflussen.
    Es gibt natürlich auch den umgekehrten Fall: da ist ein bestimmtes Set, das du unbedingt haben willst. Die Freude darauf ist geradezu unbändig – aber so ziemlich alle “Kopf-Argumente” sprechen dagegen, dir dieses Set zu kaufen. Meine persönliche Sicht auf diese Situation ist: Bauch geht grundsätzlich vor Kopf – besonders, wenn du Hobbymusiker bist und keine professionellen Pflichten hast! Aber das musst du selbst entscheiden. Nimm dir die Zeit dafür, die es braucht.

Mit dieser Strategie steht einem guten Geschäft nichts mehr im Wege!

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